Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 2022

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Prof. Dr.-Ing. Paul Feinle

Paul Feinle wurde am 23. Januar 1950 in Steinheim (Albuch) geboren. Nach Besuch einer sogenannten Einklassenschule der Volkschule Steinheim-Sontheim begann er 1964 eine Lehre als Maschineschlosser bei der Firma J.M. Voith in Heidenheim, die er 1967 abschloss. Nach kurzer Tätigkeit im Getriebebau besuchte er die Berufsaufbauschule zur Erlangung der Fachschulreife. Parallel leistete er mehrere Praktika bei der Firma Voith in den Bereichen Gießerei, Konstruktion und Werkstoffprüfung ab.

Im Jahr 1969 begann Feinle das Studium an der Ingenieurschule Aalen (Württemberg) im Fachbereich Metallveredlung / Werkstoffkunde. Nach erfolgreichem Abschluss als Ing.(grad) folgte im Zeitraum 1972 bis 1975 das Studium der Werkstoffwissenschaften an der Technischen Universität Berlin. Im Folgejahr begann Feinle seine Promotion an der TU Berlin im Bereich Metallforschung / Metallphysik, die er 1979 erfolgreich abschloss. In der Zeit von 1979 bis 1985 arbeitet Feinle als wissenschaftlicher Angestellter an der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) in der Abteilung „Sondergebiete der Materialprüfung“ unter Prof. Dr. Horst Czichos im Laboratorium „Verschleißschutz, Tribometrie und Tribophysik“ unter Prof. Dr. Karl-Heinz Habig.

1986 begann Prof. Feinle seine Industrietätigkeit bei der Firma MAN Technologie GmbH als Entwicklungsingenieur für die Themen Auftragen von Verschleiß-schutzschichten und zur Oberflächenbehandlung von Werkzeugen und Motor-komponenten unter Einsatz von Laserstrahlen. Ein Highlight seiner jungen Berufskarriere war die Laserbehandlung der Kolben für das Kreuzfahrtschiff Queen Elisabeth 2 und die anschließenden Inbetriebnahmeversuche der neun Neun-Zylindermotoren mit jeweils 10.625 kW Leistung. Daneben erstellte Feinle eine wichtige Studie zur Einführung der physikalischen Dünnschichttechnologie bei MAN. Im Jahr 1989 wechselte Feinle zum Elektroschmelzwerk Kempten GmbH, wo er als Entwicklungsingenieur und später Gruppenleiter für die anwendungstechnische Betreuung keramischer Produkte auf dem Gebiet der Strahl- und Verschleißtechnik (insbes. Borcarbid und Siliziumcarbid) verantwortlich war. Parallel hielt er als Lehrbeauftragter Vorlesungen im Bereich der Werkstoffkunde an der Fachhochschule Kempten. Daraus resultierte die Motivation, sich 1993 auf die an der Fachhochschule Mannheim ausgeschriebene Stiftungsprofessur „Tribologie“ zu bewerben. Die Firmen Fuchs, Klüber Lubrication, Heidelberger Druckmaschinen und Vögele hatten erkannt, dass es den Studierenden im Maschinenbau häufig an tribologischem Grundwissen fehlt. Außerdem sollte das zu gründende Institut neue Forschungsmöglichkeiten in diesem Bereich eröffnen. Nach der Berufung startete das Institut 1995 mit der Einstellung eines Assistenten und dem Bezug eines alten Chemieraums seine Arbeit. Das Fach Tribologie wurde erstmals an einer deutschen Hochschule als Pflichtfach in das Maschinenbau-Grundstudium aufgenommen. Im Jahr 1997 konnten neue moderne Laborräume bezogen werden, was das Wachstum weiter unterstützte. Ein wichtiger Baustein des Erfolgs war auch immer die enge Zusammenarbeit mit der Industrie. Mit ca. 20 Mitarbeitenden, über 50 Spezialprüfständen zur Untersuchung von Reibung und Verschleiß und der dazugehörigen notwendigen Analytik gehört das Kompetenzzentrum Tribologie Mannheim heute zu den führenden Forschungs¬instituten auf dem Gebiet der anwendungsnahen Tribologie.

Ein wichtiges Anliegen war es Professor Feinle, den Studierenden früh Einblicke in die Industrie zu geben. So organisierte er regelmäßig Exkursionen zu Firmen.

Neben der Forschung und Lehre war Professor Feinle in zahlreichen Arbeitskreisen und Gremien tätig u.a. als Leiter des GfT-Arbeitskreises „Rhein-Neckar“, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat und später Vorstand der GfT, Mitglied im Arbeitskreis „Oberflächen, Werkstoffe, Tribologie“ der Fachhochschulen in Baden-Württemberg sowie im Baden-Württemberg Center of Applied Research (BW-CAR).

Sein umfangreiches Fachwissen gab er zudem in zahlreichen Lehrgängen an der Technischen Akademie Esslingen (TAE) weiter. Hier hielt er die Lehrgänge „Grundlagen der Tribologie“, „Tribologie der Kunststoffe“ und „Praktische Tribologie“ im Zertifikatslehrgang. Während seines Berufslebens entstanden mehr als 100 Veröffentlichungen und Fachvorträge zu verschiedensten Themen der Tribologie.

Im Jahr 2016 verabschiedete sich Professor Feinle in den wohlverdienten Ruhestand.

Die Gesellschaft für Tribologie würdigte 2022 seine Verdienste um die Tribologie mit der Verleihung Ihrer höchsten Auszeichnung, dem Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen.

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