Namensgeber des Ehrenpreises

Professor Dr.-Ing. habil. Georg Vogelpohl

Geboren: 15. Juli 1900 in Osnabrück

Gestorben: 09.März 1975 in Göttingen

Georg Vogelpohl war Leiter der Abteilung Reibungsforschung am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung Göttingen. Durch zahlreiche grundlegende Arbeiten über Reibung und Verschleiß (später Tribologie genannt) wirkte er bahnbrechend und erwarb sich weltweite Anerkennung.

G. Vogelpohl wuchs mit mehreren Geschwistern als Sohn eines Eisenbahnbeamten in Osnabrück auf und beendete seine Schulzeit mit der mittleren Reife. Er praktizierte in Osnabrücker Industriebetrieben, um Maschineningenieur zu werden. Nach Abendkursen bestand er 1919 die Reifeprüfung und begann 1920 das Studium der Mathematik und Physik an der TH Hannover und den Universitäten Münster und Berlin. Wegen finanzieller Schwierigkeiten mußte er sein Studium mehrfach unterbrechen und arbeitete u.a. als Werkstattleiter und Konstrukteur in Spanien.

1929 schloß er sein Studium an der TH Charlottenburg als Diplomingenieur der Fachrichtung Mathematik ab. Er wurde Assistent und später Oberingenieur am Institut für Technische Strömungslehre bei H. Föttinger an der TH Berlin.

Frühe Arbeiten befassten sich mit Themen aus der theoretischen Strömungslehre und mit Windkanal-Versuchen zum Luftwiderstand, insbesondere von Schienenfahrzeugen. Seine Ergebnisse zeigten, daß durch zweckmäßige Verkleidung erhebliche Leistungsersparnis möglich wurde. Sie führten zum Bau der Stromlinienlokomotive der Baureihe 05, der ersten Dampflok, die Geschwindigkeiten über 200 km/h erreichte.

Die Beschäftigung mit den Fahrwiderständen ganzer Fahrzeuge führte ihn auf das Problem der Lagerreibung und in der Folge auf die von Reynolds aufgestellte Differentialgleichung, die Druck-entwicklung und Reibung von in dünnen Schichten strömenden zähen Flüssigkeiten beschreibt. Ihre Lösungen ermöglichen die Berechnung von Tragkraft, Reibung und Schmierstoffbedarf von Lagern und anderen geschmierten Gleitstellen.

Im Laufe eines Jahrzehnts erschienen von ihm zu diesem Thema vier große theoretische Arbeiten (2 VDI-Forschungshefte). In einer formulierte er seinen vielbeachteten Minimalsatz der Lagerreibung und begründete damit die Anwendung neuer Lösungsverfahren auf der Basis der Variationsrechnung.

In weiteren Arbeiten behandelte er die Wärmebilanz des durchströmten Gleitraumes und den Übergang der Reibungswärme aus der Schmierschicht in die Wandungen.

Mit diesen Arbeiten erregte Prof. Vogelpohl national und international Aufsehen. In Ingenieurkreisen faßte man Zutrauen zur Reynoldsschen Theorie und ihren Ergebnissen. Es begann eine allmählich intensiver werdende Zusammenarbeit mit dem Begründer der modernen Strömungslehre Ludwig Prandtl in Göttingen. Ihm gelang es 1942 nach mehrjährigem Bemühen für Vogelpohl eine angemessene Wirkungsstätte zu schaffen: Die „Abteilung Reibungsforschung Berlin am Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung in Göttingen“. Luftangriffe und ihre Zerstörungen verhinderten zunächst planvolles Arbeiten. Erst nach dem Kriege konnte 1946 in Göttingen ein systematischer Aufbau beginnen.

Bereits vor seiner Promotion versuchte G. Vogelpohl, die Ergebnisse der Reynoldsschen Theorie so zu vereinfachen, daß sie von den Ingenieuren verstanden und im Maschinenbau ohne großen Rechenaufwand angewendet werden konnten. Es gelang ihm, die wesentlichen Zusammenhänge einfach und klar mit nur geringer Einbuße an Genauigkeit und Allgemeingültigkeit darzustellen. Diese Arbeiten nehmen einen großen Teil seiner mehr als 80 Veröffentlichungen ein; sie fanden 1958 ihren Niederschlag in seinem Hauptwerk „Betriebssichere Gleitlager“.

Stellvertretend für viele originelle Ideen sei das von ihm entwickelte „Verschleißspektrum“ genannt. Er trug für unterschiedlichste technische Gebilde wie Gleitlager, Bremsen, Ölprüfmaschinen usw. das Verhältnis aus linearem Abtrag und dem dazugehörigen Abtragungs(gleit)weg auf. Dabei ergibt sich ein Spektrum, das sich über viele Zehnerpotenzen erstreckt und als einfaches Hilfsmittel zur Beurteilung der Qualität von Lagerkonstruktionen hervorragend geeignet ist.

Seine akademische Laufbahn begann mit der Assistententätigkeit in Berlin und der Promotion zum Dr.-Ingenieur 1936. Nach seiner Habilitation in Hannover 1944 vertrat er dort die Fächer „Physik des Erdöls“ und „Hydrodynamik“. Als nach Kriegsende der Kontakt zu Hannover abgerissen war, nahm er zunächst einen Ruf der Universität Berlin, Vorlesungen über Mechanik und Wärmelehre zu halten, an.

1946 wechselte er nach Göttingen, wurde dort Leiter der neuen Abteilung Reibungsforschung und 1950 Wissenschaftliches Mitglied des Max-Planck-Instituts für Strömungsforschung.

Die Technische Hochschule Braunschweig erteilte ihm 1952 die „venia legendi“ für Maschinenelemente und Strömungslehre und ernannte ihn 1958 zum apl. Prof.
Die Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft berief ihn 1963 zu ihrem korrespondierenden Mitglied. 1968 wurde er Honorarprofessor der TU Clausthal.

Als Redner auf Fachtagungen war er wegen seines kenntnisreichen und humorvollen Vortrages berühmt und begehrt. Zu Gastvorlesungen und Vorträgen weilte er in den USA und im Europäischen Ausland.

Die wegweisenden Leistungen von Prof. Vogelpohl auf dem Gebiet der Gleitlagertechnik und in der Ausbildung waren für die Gesellschaft für Tribologie e. V. Anlass ihre jährlich für hervorragende Leistungen bei der Entwicklung, Anwendung und Verbreitung tribologischer Erkenntnisse vergebene Auszeichnung „Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen“ zu nennen.