Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 2019

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Prof. Dr.-Ing. Ludger Deters

Laudatio von Prof.-Dr.-Ing. Dirk Bartel, gehalten auf der Tribologie-Fachtagung am 23.09.2019 in Göttingen

Ludger Deters wurde am 31.03.1951 als ältester von 4 Kindern in Lohne (Oldenburg) geboren. Von 1957 bis 1962 besuchte er dort die Volksschule. Schon früh konnten seine Eltern Bernard und Elfriede beobachten, dass ihren Sohn technische Dinge wie Radios und Flugzeuge von Anfang an begeisterten, später kamen dann Autos dazu. Über sein Lebensziel war er sich auch frühzeitig im Klaren, denn schon im Alter von ca. 10 Jahren wollte er Professor werden, nur auf welchem Gebiet stand noch nicht fest. Von 1962 bis 1966 ging er auf die Realschule in Lohne, und von 1966 bis 1970 besuchte er dann das Gymnasium Antonianum in Vechta, wo er 1970 die Abiturprüfung ablegte.

1970 begann Ludger Deters das Studium des Allgemeinen Maschinenbaus an der Technischen Universität Clausthal. Nach erfolgreich bestandener Diplomprüfung im Jahr 1975 war er bis 1977 wissenschaftlicher Mitarbeiter und danach bis 1983 wissenschaftlicher Assistent bei Prof. Dr.-Ing. Jörn Holland am Institut für Reibungstechnik und Maschinenkinetik der Technischen Universität Clausthal.

In diese Zeit fiel ein wichtiges Datum: am 14.12.1979 heirate er Ursula Heese, von da an Ursula Deters, die ihn bis heute auf seinem Lebensweg begleitet.

Am 29.06.1983 promovierte er mit Auszeichnung zum Dr.-Ing. mit einer Dissertation zum Thema „Untersuchung von Axialgleitlagern mit Kreisgleitschuhen bei hohen Gleitgeschwindigkeiten“. Danach setzte er seine berufliche Laufbahn in der Industrie fort und war bis 1987 Leiter der Entwicklung und Konstruktion von Turbomolekularpumpen bei der Leybold AG in Köln. Von 1987 bis 1994 hatte er leitende Positionen in der Entwicklung und Konstruktion von Textilmaschinen sowie Automatisierungssystemen und -komponenten bei der Barmag AG in Remscheid inne.

Das Jahr 1994 führte Ludger Deters in die Wissenschaft zurück und das gleich an herausragender Stelle. Am 01.04. trat er nämlich die Nachfolge von Prof. Gerd Fleischer an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg an und wurde zum Universitätsprofessor und Leiter des Lehrstuhls für Maschinenelemente und Tribologie am Institut für Maschinenkonstruktion berufen. Von 1995 bis 2016 war er außerdem Geschäftsführender Leiter des Institutes für Maschinenkonstruktion.

Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehörten der Rad-Schiene-Kontakt sowie öl- und fettgeschmierte Wälz- und Gleitlager. In dem System Rad-Schiene interessierten ihn insbesondere das Kraftschluss-Schlupf-Verhalten und die Werkstoffermüdung (Head Checks). Bei den Lagern ging es allgemein um den Verschleiß, bei Gleitlagern speziell um das Fressverhalten, bei ölgeschmierten Wälzlagern um Ermüdungserscheinungen und den Einfluss von Wasser. Im Fall der fettgeschmierten Wälzlager beschäftigte er sich mit dem Phänomen des False Brinelling und auf der Bauteilseite insbesondere mit hochbelasteten vollrolligen Lagern. Dazu kamen kraftstoffgeschmierte Systeme mit dem Fokus auf Rolle-Nocken-Kontakten sowie Radial- und Axialgleitlagern. Bei den experimentellen Arbeiten sind außerdem Übergangswiderstandsmessungen an fettgeschmierte Gelenklagern zu erwähnen. Zu seinen theoretischen Arbeiten gehören die Entwicklung von Auslegungsverfahren für wartungsfreie rotierende und oszillierende Gleitlager sowie die Simulation von trockenen und geschmierten Tribosystemen (Beanspruchung, Reibung, Erwärmung, Verschleiß).

In seiner Zeit an der Universität war er Betreuer und Erstgutachter von über 40 Promotionen und einer Habilitation, Zweitgutachter bei 27 Promotionen und veröffentlichte mehr als 200 wissenschaftliche Publikationen. Er warb 42 öffentlich geförderte Projekte (DFG, AiF, BMBF, EU) und eine Vielzahl von Industrieprojekten ein und hält 25 Patente. Er ist außerdem Mitglied im DIN-Normenausschuss „Gleitlager“.

Nationale und internationale Tagungen unterstützte Prof. Deters durch seine Mitarbeit in verschiedenen Programmausschüssen, darunter den für die Tribologie-Fachtagung der Gesellschaft für Tribologie (GfT), für die VDI-Tagung „Gleit- und Wälzlagerungen“, das „International Colloquium Tribology“ der Technischen Akademie Esslingen sowie der DGM-Tagung „Reibung und Verschleiß“.

Bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit muss sein besonderes Engagement für die GfT erwähnt werden. So war er von 1995 bis 2006 Mitglied des technisch-wissenschaftlichen Beirates, den er ab 2001 als Vorsitzender leitete. Im Jahr 2006 wurde er in den Vorstand gewählt, dem er bis 2015 angehörte. Zu den weiteren Ehrenämtern von Prof. Deters gehörten von 1995 bis 2011 die Mitgliedschaft in der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Maschinenelemente und Konstruktionstechnik (WGMK), deren Vorstand er ab 2005 angehörte. Seit 2011 ist er Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktentwicklung (WIGEP). Außerdem war er von 1999 bis 2015 gewählter Gutachter der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto-von-Guericke“ e.V. (AiF).

Am 15.09.2016 ging Prof. Deters in den wohlverdienten Ruhestand. Danach verlegte er seinen Lebensmittelpunkt wieder in den Landkreis Vechta im westlichen Niedersachsen. Er spielt seit einigen Jahren Golf und liebt das Radfahren. Im Ruhestand kann er sich nun endlich die Zeit für ausgiebige Radwanderungen nehmen.

Wer es verpasst hat, Prof. Deters als Hochschullehrer oder Sprecher auf Konferenzen zu erleben, kann auch heute noch in den Genuss seiner Lehrtätigkeit kommen. Dazu muss man sich nur zu einer naturkundlichen Führung am Dümmer oder in der Dümmerniederung anmelden, denn Ludger Deters ist zertifizierter Natur- und Landschaftsführer im Naturpark Dümmer. Dazu gebracht hat ihn sein ausgeprägtes Interesse an ökologischen Fragestellungen und den komplexen Zusammenhängen der Natur, mit denen er sich neben seinem Beruf als Wissenschaftler seit vielen Jahren intensiv beschäftigt.

Die Gesellschaft für Tribologie e.V. würdigte die Verdienste von Prof. Dr.-Ing. Ludger Deters um das Fachgebiet Tribologie sowie sein Engagement für die GfT mit der Verleihung des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens am 23. September 2019.

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