Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 2018

zurück

Dr. rer. nat. Gerd Dornhöfer

Gerd Dornhöfer wurde am 11. Juni 1955 als Sohn von Martha und Dr. Ing. Reinhard Dornhöfer in Hannover geboren. Von 1961 bis 1975 besuchte er die Grundschule „Loccumer Straße“ in Hannover Wülfel, danach zunächst die Bismarckschule (Gymnasium) in Hannover. Mit Beginn des Schuljahres 1968/1969 wechselte er an das Hölty-Gymnasium in Wunstorf bei Hannover, wo er 1975 die Reifeprüfung ablegte. Sein Vater förderte schon früh die konstruktiven und handwerklichen Tätigkeiten seines Sohns unter Verwendung von Lego-Bausteinen, Stabil-, Elektronik- und Chemiebaukästen.

Insbesondere letzterer scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn bereits mit 13 Jahren wurde Gerd Dornhöfers Interesse an der Chemie geweckt. Er baute im Keller des elterlichen Hauses ein Chemielabor auf und bezog sein Wissen aus Lehrbüchern seines Großvaters, der Chemielehrer gewesen war. Zusammen mit einem ebenfalls chemiebegeisterten Freund kochte er bereits mit 17 Jahren organische Synthesen, aber besonders interessant war natürlich auch alles was „schnell brennt“, nachträglich betrachtet ein hohes Risiko für Leben und Haus.

Das Interesse an diesem Gebiet führte dann dazu, dass Gerd Dornhöfer im Wintersemester 1976/77 das Studium der Chemie an der Universität Hannover aufnahm. Nach der Diplomvorprüfung im Februar 1979 immatrikulierte er sich zum Sommersemester 1979 an der Georg-August-Universität in Göttingen. Seine Diplomarbeit mit dem Titel „Untersuchung der Dynamik angeregter Zustände nach Anregung mit dem Eximerenlaser“ fertigte er bei Prof. Dr. H. Gg. Wagner am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen an, dem auch der Namensgeber des Ehrenzeichens ab 1950 als wissenschaftliches Mitglied angehörte. Sein Studienschwerpunkt war die physikalische Chemie, die Nebenfächer Physik sowie die organische und anorganische Chemie. Am 3. November 1981 legte er die Diplom-Chemiker-Hauptprüfung ab.

Am MPI war er für eine hochkomplexe Vakuum-Apparatur zuständig. Mit Hilfe der LiF (LiF: Laserinduzierte Fluoreszenz) wurde im Nanosekundenbereich die Kinetik von Molekülbruchstücken, die durch den FCKW-Zerfall in der Stratosphäre entstehen, und der Umgebung untersucht, ein Beitrag zum Verständnis des Ozonabbaus in den oberen Luftschichten. Die wissenschaftlichen Arbeiten mündeten in der Promotion im Februar 1985 mit dem Titel „Elementarprozesse elektronisch angeregter Carbene in Gasphase“.

1985 trat er in die Forschung der Robert-Bosch-GmbH am Standort Gerlingen-Schillerhöhe ein. Sein Arbeitsgebiet war die Schmierungstechnik mit dem Fokus auf der Fettschmierung. Im Vordergrund standen Tribosysteme mit Polymerwerkstoffen, insbesondere die physikalisch-chemischen Wechselwirkungen zwischen Schmierstoff und den Reibflächen. Im Zuge der Bosch-internen Förderung der Fachlaufbahn erhielt er 2008 die Dienstbezeichnung „Chief Expert Lubrication Technology“. Fortan gab es bei Bosch Bezeichnungen wie Spezialist, Senior Expert und Chief Expert.

Im Laufe seines Berufswegs war er an 37 Patenten beteiligt. Hervorzuheben ist das „Sinuslager“, ein Sintergleitlager mit variabler Dichteverteilung. In diesem wird ein höherer hydrodynamischer Druck als in vergleichbaren herkömmlichen Lagern aufgebaut, wodurch auch sehr niedrigviskose Öle mit exzellenten Kältefließeigenschaften einsetzbar sind. Auch das Thema „Oberflächentopografie zur Förderung und Steuerung des Schmierstofftransportes“ stand im Fokus einiger Patente.

Gegen Ende seiner aktiven Tätigkeit bei Bosch konnte er 2015 noch den Umzug in das neue Bosch-Forschungszentrum in Renningen miterleben. Am 30.6.2018 endete seine reguläre Laufbahn in der Forschung. Seitdem wirkt er im „Bosch Management Support“ mit.

Zusätzlich zur firmeninternen Forschung war Dr. Dornhöfer in der industriellen Gemeinschaftsforschung der FVA aktiv. Unter anderem leitete und startete er Vorhaben zu den Themen „False Brinelling“, „Kurzfaserverstärkte Polyamide“ und „Rheologische Charakterisierung von Ölen und Fetten zur Vorhersage des anwendungstechnischen Verhaltens bei tiefen Temperaturen“.

Darüber hinaus wirkte er an mehreren öffentlich geförderten Vorhaben mit, bei denen es um die Entwicklung und Erprobung von metallischen Magnetflüssigkeiten, die Aufklärung und Vermeidung von Schäden an geschmierten Maschinenelementen sowie die Entwicklung elektrisch leitfähiger Wälzlagerfette für schaltbare, intelligente Tribosysteme ging.

Seit Beginn seiner Tätigkeit bei Bosch war er Mitglied im Fachausschuss für Mineralöl- und Brennstoffnormung im Normenausschuss für Materialprüfung des DIN. Er wurde Obmann der Normen DIN 51809 „Neutralisationszahl“ und DIN 51810 „Rheologisches Verhalten von Schmierstoffen“.

Sein Wissen teilte Dr. Dornhöfer durch Beteiligung an Konferenzen und in der Weiterbildung z.B. an der Technischen Akademie Esslingen, dem Verband der Schmierstoffindustrie, dem VDI und der FVA. Dabei wurden neben der Tribologie der Kunststoffe auch Reibsysteme in der Feinwerktechnik, die Oxidationsstabilität sowie die rheologische Eigenschaften von Schmierfetten, aber auch alternative Schmierstoffe, speziell mesogene, ionische und magnetische Flüssigkeiten behandelt.

Seit 1996 ist er Autor für das Kapitel „Schmierstoffe“ in „Robert Bosch Kraftfahrtechnisches Taschenbuch“.

Für die GfT engagierte sich Dr. Dornhöfer aktiv zuerst im wissenschaftlichen Beirat, danach im Vorstand, dem er bis 2013 angehörte, seit 2010 als stellvertretender Vorsitzender. Die Gremientätigkeit hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich mit eigenen Vorträgen an GfT-Tagungen zu beteiligen sowie in „Tribologie und Schmierungstechnik“ zu publizieren. In seiner aktuellsten Veröffentlichung von 2018 geht es um die Oxidationsstabilität von Schmierfetten. Er konnte zeigen, dass die Temperaturabhängigkeit der Oxidation dem Arrhenius Gesetz gehorcht, wodurch verifiziert wurde, dass diese durch Temperaturerhöhung zeitgerafft und somit wirtschaftlicher abgeprüft werden kann.

Ausgleich zu seinen beruflichen Tätigkeiten findet Dr. Dornhöfer im Sport. Bei Bosch war er Mitglied in der Tennisabteilung und gründete mit einem Kollegen eine Squashgruppe. Dazu kommen Windsurfen, Segeln und Mountainbiking, seine große Leidenschaft ist jedoch das Paragleiten, was er seit 1989 betreibt.

Dr. Dornhöfer ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Für sein Engagement für das Fachgebiet Tribologie in Forschung, Weiterbildung, Regelsetzung und Verbandsarbeit wurde Herrn Dr. rer. nat. Dornhöfer am 24. September 2018 das Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen der Gesellschaft für Tribologie e.V. verliehen.

zurück