Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 2008

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Prof. Dr.-Ing. Reiner Stelzer

Reiner Stelzer wurde am 7. Oktober 1941 in Habelschwerdt in Schlesien geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium Petrinum in Dorsten und einem halbjährigen Industriepraktikum begann er im Herbst 1961 das Studium der Elektrotechnik an der RWTH Aachen, das er mit der Diplomprüfung im Frühjahr 1966 abschloss.

Seine berufliche Tätigkeit begann Reiner Stelzer im Mai 1966 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Maschinenstelle des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute in Düsseldorf, einer der Wurzeln des Betriebsforschungsinstituts (BFI), das 1968 gegründet wurde. Sein erstes Aufgabengebiet war die Automatisierung von Walzwerken. Er arbeitete an den ersten Automatisierungsvorhaben unter Einsatz von Prozessrechnersystemen in der deutschen Stahlindustrie mit. Aus diesen Arbeiten entstand auch seine Dissertation „Über die Adaption mathematischer Modelle zur Automatisierung einer Grobblechstraße“, mit der er 1972 an der Technischen Universität Clausthal zum Dr.-Ing. promoviert wurde.

1974 wurde Reiner Stelzer die Leitung der Abteilung Anlagentechnik des BFI übertragen mit den Schwerpunkten Automatisierung, Auslegung und Instandhaltung von Anlagen. Mit der Ernennung zum Leiter der Hauptabteilung Produktionstechnik des BFI im Jahre 1980 wurde dieses Aufgabenfeld um den Bereich Umformtechnik erweitert. 1993 wurde Reiner Stelzer zum Geschäftsführer des BFI bestellt. Die RWTH Aachen ernannte ihn 2004 zum Honorar-Professor.

Schon früh erkannte Reiner Stelzer die Bedeutung des Verschleißes für die Industrie, ganz besonders für die Stahlindustrie, für die das BFI in erster Linie tätig war. Diese Bedeutung wurde durch eine vom damaligen Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) in Auftrag gegebene Studie, an der er aktiv mitwirkte, eindrucksvoll belegt. So war es konsequent, dass er die Untersuchungen zur Verschleißminderung im BFI mit großem Engagement unterstützte und schließlich eine Abteilung „Verschleißtechnik“ gründete, um diese Bedeutung auch nach außen sichtbar zu dokumentieren.

Am Anfang der Verschleißforschung des BFI standen ungeschmierte Systeme der Stahlindustrie, wie sie zum Beispiel beim Transport von Schüttgütern oder auch im Walzwerk auftreten. Dabei wurde stets Wert auf unmittelbar betrieblich nutzbare Ergebnisse gelegt. Da Untersuchungen im industriellen Betrieb sehr schwierig waren, wurden im BFI sehr aufwändige Versuchsanlagen gebaut, die es erlaubten, die betrieblichen Verschleißsysteme und ihre Beanspruchungen so betriebsnah wie möglich nachzubilden. In enger Zusammenarbeit mit der Stahlindustrie sowie mit verschiedenen Werkstoffherstellern wurden Maßnahmen zur Optimierung wirtschaftlich wichtiger Verschleißsysteme erarbeitet. Die Erfahrungen, die mit diesen ersten Untersuchungen gewonnen wurden, konnten dann in einer Vielzahl von Untersuchungen auch für andere Industrien genutzt werden.

Im Laufe der Zeit wurden die Untersuchungen auch auf andere Verschleißsysteme ausgedehnt. Als Beispiele seien die Kavitation oder Probleme beim Tiefziehen von Blechen genannt. Dabei wurde stets das Gesamtsystem betrachtet. So ist es dem BFI gelungen, den Zusammenhang zwischen der Oberflächenstruktur eines Bleches und dem optischen Erscheinungsbild der Lackierung eines Automobilteiles aufzuzeigen und die Ursachen für das Auftreten welliger Strukturen im Lack – des so genannten Orangenhaut-Effektes – weitgehend zu klären.

Reiner Stelzer arbeitete in vielen Programmausschüssen nationaler und internationaler Tagungen mit. Für zahlreiche Organisationen war er als Gutachter tätig. In über 50 Veröffentlichungen und Vorträgen auf internationalen Tagungen hat er die Ergebnisse seiner Arbeiten vorgestellt.

Reiner Stelzer ist seit 1982 Mitglied der GfT. Er arbeitete viele Jahre im Vorstand der Gesellschaft mit und war von 1992 bis 2000 ihr Vorsitzender. Mit der Verleihung des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens im Jahr 2008 würdigte die GfT insbesondere seine Verdienste bei der Entwicklung, Anwendung und Verbreitung tribologischer Erkenntnisse.

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