Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 1985

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Dr. rer. nat. Jörn Hansen

Die Eltern von Dr. Jörn Hansen wohnten in Lüneburg, dort ist er auch aufgewachsen. 1940 war sein Vater im Krieg, so fuhr seine Mutter zur Entbindung nach Dresden zu ihren Eltern, wo er am 8. April 1940 das Licht der Welt erblickte. Er ist also ein gebürtiger Dresdner. In Lüneburg blieb er bis zum Abitur. Nach dem Wehrdienst. verließ er diese schöne Stadt.

Er begann 1962 sein Studium der Physik in Würzburg. Dort lernte er auch die Computerei auf der ZUZE 22, einer uralten Rechenmaschine, die noch mit Lochstreifen gefüttert wurde. Nach dem Vordiplom wechselte er an die RWTH Aachen, wo er das Studium mehr technisch ausrichten konnte. So kam er an das Institut für Allgemeine Metallkunde und Metallphysik, bei dem er seine Diplomarbeit erarbeitete. Nach Beendigung des Studiums 1976 blieb er zur Promotion an dem Institut als Assistent. Bei der Arbeit ging es um die plastische Verformung von Metallen. Der größere Teil der Arbeit war theoretischer Natur, so hat er am Rechenzentrum viele Stunden CPU-Zeit beansprucht, jetzt allerdings fortschrittlicher mit tausenden von Lochkarten. Um Geld zu verdienen, war er nebenbei als Honorarlehrer für Elektrotechnik und Elektronik an der Bundeswehrschule der technischen Truppen tätig.

In Aachen lernte er seine Frau kennen – eine für Aachen typische Verbindung: angehender Naturwissenschaftler und angehende Lehrerin. In Aachen kamen auch seine beiden Söhne zur Welt.

Dann begann sein berufliches Leben: Er fand eine Anstellung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) im Institut für Werkstoffforschung. Hier war die Projektträgerschaft „Metallurgie, Werkstoffentwicklung, Rückgewinnung“ etabliert.

Das Forschungsministerium fördert Forschungs- und Entwicklungsvorhaben auf verschiedenen Gebieten in der Industrie, an Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen. Zu seiner Unterstützung richtete das Ministerium insbesondere bei Großforschungseinrichtungen Projektträgerschaften ein. Diese erarbeiten in Absprache mit den entsprechenden Fachreferaten Förderschwerpunkte, betreiben Akquisition und Beratung zu Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und begleiten die sogenannten Zuwendungsempfänger bis zum Abschluss ihrer Arbeiten.

In dieser Tätigkeit beschäftigte er sich unter anderem mit Turbinenwerkstoffen, Faserverbundwerkstoffen und insbesondere ab 1977 mit der Tribologie. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit 10 der besten Tribologie-Experten – viele von ihnen zählen zu den Trägern des Georg Vogelpohl-Ehrenzeichens – gelang es ihm, ein gutes Forschungsprogramm zu entwickeln und die mit 49 Mio. DM ausgestattete Förderung mit 181 Einzelvorhaben abzuwickeln. Zu nennen sind die drei Tribologie-Tagungen, die in Koblenz veranstalteten wurden, und der Tribologiefilm, den Prof. Eugen Gülker und er mit dem Institut für den wissenschaftlichen Film erstellten. Die Schlussberichte zu den Vorhaben wurden in einer 12 Bände umfassenden Springer-Buchreihe veröffentlicht. Durch diese Aktivitäten hat die Tribologie einen erheblichen Entwicklungsschub erhalten. Wegen ihres Erfolges wurde die Tribologieförderung 1985 in einer 2. Phase fortgesetzt.

Mitte 1985 übernahm Dr. Jörn Hansen die Leitung der Projektträgerschaft „Umwelttechnik“ der DFVLR in Bonn, die später in die Arbeitseinheit „Umweltforschung – Zukunfts- und Querschnittsaufgaben“ umorganisiert wurde. Wichtige Gebiete waren der Eisen- und Stahlsektor, das Gießereiwesen und insbesondere die Bionik ( Biologie – Tech nik), die sich mit der technischen Nutzung von Prinzipien befasst, die die belebte Natur „erfunden“ hat. Auf die Entwicklung der Bionik aus kleinen Einzelbereichen zu einer beachtlichen Größe hatte er mit seiner projektträgerschaftlichen Arbeit maßgeblichen Einfluss. So wurde er im April 2010 mit der Ehrenmitgliedschaft des Vereins „BIOKON – Bionik-Kompetenznetz e.V.“ gewürdigt.

Im Mai 2001 ist Dr. Jörn Hansen aus dem aktiven Arbeitsleben ausgeschieden. Er war noch für eine gewisse Zeit als Gutachter und Berater tätig, bis er sich ganz von der interessanten Tätigkeit für die Bionik trennte.

Dr. Hansen verstarb am 14. Juni 2023.

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