Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 2014

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Prof. Dr.-Ing. habil. Karl-Heinz Zum Gahr

Karl-Heinz Zum Gahr wurde am 14. Oktober 1943 in Gelsenkirchen geboren. Seine Ausbildung zum Ingenieur begann er zunächst mit einem dreijährigen Studium an der staatlichen Ingenieurschule für Maschinenbau in Gelsenkirchen, das er 1967 erfolgreich abschloss. Erste Berufserfahrung sammelte er anschließend als Konstrukteur bei der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-Sterkrade, bevor er sich entschloss, seine Ingenieursausbildung mit dem Studium des Maschinenbaus an der Ruhr-Universität Bochum fortzusetzen. Schon während eines werkstoffkundlichen Praktikums im Grundstudium fielen Prof. Hornbogen das außergewöhnliche Engagement und die fundierten Kenntnisse von Karl-Heinz Zum Gahr auf, so dass er ihn nach dem Diplom 1972 als wissenschaftlichen Assistenten an das Institut für Werkstoffe holte. Seine Assistentenzeit schloss Karl-Heinz Zum Gahr 1975 mit seiner Dissertation zum Thema „Einfluss der Gleitvorgänge auf die Bildung und Ausbreitung von Rissen in einer ausscheidungsfähigen, austenitischen Legierung“ ab, für die er mit dem Dissertationspreis der Ruhr-Universität Bochum ausgezeichnet wurde.

Für seine Forschungsarbeiten über den Zusammenhang zwischen Gefüge, Mikroverformung und Mikrorissbildung, Reibung und abrasivem Verschleiß metallischer Werkstoffe wurde Karl-Heinz Zum Gahr mit dem Masing-Gedächtnis-Preis 1978 der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde (DGM) ausgezeichnet.

Nach der Promotion blieb Karl-Heinz Zum Gahr dem Institut für Werkstoffe der Ruhr-Universität Bochum noch bis 1980 als Oberingenieur erhalten und habilitierte sich für das Fach Werkstofftechnik mit der Arbeit „Abrasiver Verschleiß metallischer Werkstoffe“. Unterbrochen wurde diese Tätigkeit durch einen Forschungsaufenthalt in England und ein Praxisjahr bei der Climax Molybdenum Company, Ann Arbor MI, USA.

1980 folgte Karl-Heinz Zum Gahr dem Ruf zum Professor für Werkstofftechnik an die Universität-GH Siegen. Dort forschte und lehrte er, bis er im Jahr 1988 zum Ordinarius für Werkstoffkunde, am Institut für Werkstoffkunde II in der Fakultät für Maschinenbau, der Universität Karlsruhe berufen wurde. Mit dem Lehrstuhl war in Personalunion die Leitung des Instituts für Material- und Festkörperforschung I des Kernforschungszentrums Karlsruhe (umbenannt 1995 in Forschungszentrum Karlsruhe, Institut für Materialforschung I) verbunden. Besonders am Institut der Universität führte er seine erfolgreichen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Tribologie, unter anderem zum Reibungs- und Verschleißverhalten ingenieurkeramischer Werkstoffe und zur Mikrotribologie weiter. So initiierte er den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über 12 Jahre geförderten Sonderforschungsbereich 483 „Hochbeanspruchte Gleit- und Friktionssysteme auf Basis ingenieurkeramischer Werkstoffe“ und fungierte über viele Jahre als dessen Sprecher. Die Forschungsthemen des von ihm geleiteten Instituts für Materialforschung I am Forschungszentrum Karlsruhe lagen auf verschiedenen werkstoffkundlichen, grundlagen- und anwendungsorientierten Fragestellungen u.a. der Mikrosystemtechnik, der Medizintechnik, der Supraleitung sowie der Kernfusion und der nuklearen Sicherheitstechnik.

Seine wissenschaftliche Tätigkeit findet in nahezu 400 Publikationen einen weltweit wahrnehmbaren Nachweis. Neben vielen Büchern zur Tribologie, die er als Herausgeber veröffentlichte, ist insbesondere sein 1987 erschienenes Buch „Microstructure and Wear of Materials“ bis heute national und international das Standardwerk für den Zusammenhang zwischen Mikrostruktur und Verschleißverhalten von Werkstoffen.

Das Engagement von Prof. Zum Gahr drückt sich darüber hinaus durch seine nationale und internationale Gutachtertätigkeit, seine Mitarbeit in Gremien der Gesellschaft für Tribologie (GfT) und durch den langjährigen Vorsitz des DGM-Arbeitskreises „Werkstoffkundliche Aspekte von Verschleiß und Zerspanung“ aus.
In der Lehre engagierte sich Prof. Zum Gahr, neben Vorlesungen zur Werkstoffkunde im Grund- und Hauptstudium für Studierende des Maschinenbaus, Chemieingenieurwesens und der Physik, durch Vertiefungsvorlesungen zu „Werkstoffkundlichen Aspekten der Tribologie“ und zur „Oberflächentechnik“, und hat so viele Studierende für das komplexe Forschungsfeld der Tribologie begeistert und über 30 von ihnen bis zur Promotion geführt.

Neben den oben erwähnten Auszeichnungen wurde Professor Zum Gahr durch die Förderung durch die Carl-Zeiss-Stiftung (1995) und die Wallenberg-Stiftung (1999) sowie den Werner-Köster-Preis der DGM (1999) und den Hans-Wahl-Preis der GfT (2006) geehrt.

Der Erfolg von Prof. Zum Gahr beruht auf seiner Fähigkeit das Gefüge von Werkstoffen und dessen komplexer Veränderung an der tribologischen Oberfläche in Beziehung zu setzen. Sein Wissen zum Volumen und zur Oberfläche sowie seine Fähigkeit die Grundlagen mit den Anwendungen zu verbinden, haben ihm eine außergewöhnliche wissenschaftliche Karriere mit hoher internationaler Wahrnehmung und Wertschätzung ermöglicht. Professor Zum Gahr hat das Gebiet der Tribologie seit den 1970er Jahren mitgestaltet und wesentlich geprägt.

Am 22. September 2014 wurde Herrn Professor Dr.-Ing. Karl-Heinz Zum Gahr das Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen der Gesellschaft für Tribologie e.V. verliehen.

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