Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 1978

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Dr. phil. Georg Graue

Dr. Georg Graue wurde am 29. Juni 1903 als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Brandenburg geboren. Nach seinem Studium der Chemie in Berlin promovierte er 1931 bei dem später berühmten Professor Otto Hahn über die Anwendung radioaktiver Indikatormethoden bei der Alterung anorganischer Kolloide zum Doktor der Philosophie. 1934 gelang ihm gemeinsam mit einem weiteren Doktoranden die erste technische Isolierung wägbarer Mengen des Elements 91 (Protactinium). Später wurde Dr. Graue Leiter der Betriebsabteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und von 1942 bis 1945 Leiter der Kriegswirtschaftsstelle im Reichsforschungsrat, wo er eng mit Prof. Thiessen zusammenarbeitete.

Nach seiner Rückkehr aus der russischen Gefangenschaft übernahm er das Labor des Instituts für Eisenhüttenkunde der TU Clausthal. Von 1951 bis zu seiner Pensionierung war Dr. Graue Chefchemiker der Zentralen Forschung im Thyssen-Konzern.

Er baute die seinerzeit größte Anlage zur Spektralanalyse auf und befasste sich in den 50er Jahren u.a. mit der Schmierung bei sehr hohen Temperaturen und entwickelte anorganische Phosphate als geeignete Schmierstoffe (Veröffentlichung „Schmierung bei der Warmformgebung von Metallen“ 1962 in der Zeitschrift Schmiertechnik). Dies führte zur Zusammenarbeit mit Obering. Gebauer (Mannesmannröhrenwerke AG) und dem Institut für Erdölforschung in Hannover.

Als interdisziplinär ausgebildeter und tätiger Naturwissenschaftler erkannte und verlangte Dr. Graue bereits frühzeitig die interdisziplinäre Gemeinschaftsarbeit der Wissenschaftler und Praktiker verschiedener Fachgebiete und ihrer Vereine als wichtige Voraussetzung zur Entwicklung der Schmierungstechnik. Er gründete am 17.11.1959 mit einigen Mitgliedern der Fachgruppe Schmierungstechnik im Verein Deutscher Eisenhüttenleute, Wissenschaftlern und Mitarbeitern von Mineralölfirmen die Gesellschaft für Schmierungstechnik (GTS, später Gesellschaft für Tribologie e.V. (GfT)) mit. Er war in der Folgezeit mit großem organisatorischem Geschick und engagiertem Einsatz einer der stärksten Förderer der später als Tribologie bezeichneten Wissenschaft.

Die Gesellschaft für Tribologie hat ihrem Gründungsmitglied, der von 1963 bis 1969 ihr Vorsitzender und von 1970 bis 1978 ihr Geschäftsführer war, sehr viel zu verdanken. Die Umbenennung der GTS in Gesellschaft für Tribologie (GfT) fällt nahezu mit seiner Ernennung zum Geschäftsführer zusammen.

Mit großem Geschick organisierte er die Jahrestagungen der GfT und besonders erfolgreich den 2.Europäischen Tribologie-Kongress 1977 in Düsseldorf. Seine langjährige erfolgreiche Leitungstätigkeit wurde von der GfT mit der Ernennung zum Ehrenmitglied anerkannt. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm im Jahre 1978 das Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen verliehen.

Seinen Lebensabend verlebte Dr. Graue mit seiner Gattin in einem Seniorenstift in Neustadt an der Weinstraße. Auch dort war er – wie zu jeder Zeit seines Lebens – mit Vorträgen bis ins hohe Alter aktiv. Dr. Georg Graue verstarb am 22. März 1993.

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