Preisträger des Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichens 2021

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Dr.-Ing. Alfons Fischer

Alfons Fischer wurde am 01.07.1953 als Sohn von Grete und Alfons Fischer geboren. Seine Eltern besaßen den Entsorgungs-Fachbetrieb Fischer und Söhne, womit eigentlich die Zukunft des Sohns Alfons bereits vorgezeichnet schien. Er arbeitete tatsächlich sogar noch während des Studiums dort, was dafür gesorgt hat, dass er auch später als Professor die Bodenhaftung nicht verloren hat.

Von 1960 bis 1964 besuchte er die Liebfrauenschule in Bochum, danach das altsprachliche Gymnasium in Bochum, wo er am 14. Mai 1973 die Abiturprüfung ablegte. In die Oberstufe dieser Schule gingen auch die Brüder Dietrich und Herbert Grönemeyer, was offenbar für eine fruchtbare Umgebung sorgte.

Im Jahr 1974 begann er an der Ruhr-Universität Bochum ein Maschinenbau-Studium mit Vertiefung in Richtung Werkstofftechnik, dass er 1980 abschloss. Titel seiner Diplomarbeit war „Verschleiß und Bruchzähigkeit von WC-Co-Hartmetallen“. Von 1977 bis 1980 arbeitete er als studentische Hilfskraft am Institut für Werkstoffe bei Prof. Hornbogen und Prof. Zum Gahr. In dieser Zeit hatte er jedoch auch den LKW-Führerschein gemacht und war für den elterlichen Betrieb auf den Müllbergen der Welt unterwegs. Das führte dazu, dass er sich während des gesamten Studiums gefragt hatte, ob er LKW-Fahrer oder Maschinenbau-Ingenieur werden möchte. Er entschloss sich dann doch dazu, den universitären Abschluss zu machen.

Seine wissenschaftliche Karriere setzte Alfons Fischer mit einer Dissertation zum Thema „Hartlegierungen auf Fe-Cr-C-B-Basis für die Auftragsschweißung“ fort, die er am 12. Juli 1984 erfolgreich verteidigte. Die Note lautete „sehr gut“.

Von 1980 bis 1992 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Werkstofftechnik bei Prof. Dr.-Ing. Hans Berns. Im Jahr 1981 legte er die Prüfung zum Schweißfachingenieur ablegte.

Aus dieser Zeit stammen viele Veröffentlichungen zusammen mit Hans Berns und Werner Theisen. Hervorzuheben ist eine gemeinsame humoristische Arbeit mit Werner Theisen unter dem Titel „THEIFINIT– Ein Superwerkstoff mit keiner Zukunft“, die 1990 auf der International Conference on „Nutnit-Materials“ in Bochum vorgestellt und in der Reihe „Werkstoffe, die die Welt nicht braucht“ veröffentlicht wurde.

In dieser Zeit fertigte er auch seine Habilitationsschrift mit dem Titel „Einfluss der Temperatur auf das tribologische Verhalten metallischer Werkstoffe“ an. Die mündliche Prüfung legte er 1992 ab, die Venia Legendi erhielt er 1993.

Herr Fischer hatte schon in jungen Jahren immer darauf Wert gelegt, die Verschleiß-mechanismen zu kennen, sie zu benennen und insbesondere dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr dazu erfunden wurden, insbesondere bei den Untermechanismen der Abrasion, dem Mikrospanen, Mikropflügen und Mikrobrechen. Da diese Mechanismen sowieso immer gleichzeitig auftreten hatte er sich gefragt, warum man sie dann überhaupt trennen soll. Daraufhin hat er diese Mechanismen einfach zusammengefasst, unter der Bezeichnung „Mikrosplürchen“, einem Konglomerat aus den zuvor genannten.

1992 wechselte Alfons Fischer in die Industrie, zur NUTECH GmbH in Neumünster. Dort war er zunächst stellvertretender Leiter des Analytik- und Prüfzentrums, später Leiter der Forschung und Entwicklung der lasergestützten Fertigung und Leiter des Qualitätswesens. In seinen Aufgabenbereich gehörten die Laseroberflächentechnik, mechanisch-technologische Prüfung, Oberflächen- und Dünnschichtprüfung, aber auch Beratungen zur Werkstofftechnik sowie gutachterliche Tätigkeit.

Am 1. April 1996 erhielt er die Berufung zum Professor für das Fachgebiet Werkstofftechnik im Fachbereich Maschinenwesen der Universität Duisburg-Essen. Dort beschäftigte er sich in seiner Forschung hauptsächlich mit der Tribologie, insbesondere mit der Erfassung der Verschleißmechanismen, um daraus gezielt Gegenmaßnahmen ableiten zu können. Notwendig war dafür eine tiefgehende Analyse verschlissener Oberflächen, die genaue Analyse der Rand- und Umgebungsbedingungen sowie die Charakterisierung der beteiligten Einzelphasen und die Bestimmung der relevanten Eigenschaften. Diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung neuer Werkstoffe und Oberflächenschichten. Zu nennen sind auch die Entwicklung und Aufbau neuer Prüfeinrichtungen wie der Mikrowarmhärteprüfung, Warmritzeinrichtung und der Warmverschleißprüfmaschine.

Im Lauf seiner Karriere entstanden über 240 Wissenschaftliche Publikationen, 12 Buchbeiträge als Herausgeber und Autor, über 230 wissenschaftliche Vorträge sowie mehr als 600 Schadensuntersuchungen und Expertisen für Industrieunter-nehmen (Maschinenbau und Biomedizin). Als Reviewer war und ist er für die Zeitschriften Wear, Tribology International, Tribology Letters, Biotribology, Journal of Biomedical Materials Research, Biomaterialien und das Journal of the Mechanical Behavior of Biomedical Materials aktiv. Zudem ist er Mitglied der Editorial Boards von Materialwissenschaft und Werkstofftechnik und Biotribology sowie Co-Editor in Chief von Wear.

Alfons Fischer war jedoch nicht nur an der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen aktiv, sondern begann auch am University Medical Center im Department of Orthopedics in Chicago im Bereich der Biotribologie zu forschen, was er bis heute zusammen mit seinen Kooperationspartnern Markus Wimmer und Joshua Jacobs mit Leidenschaft tut.

Zum Schluss muss auch der Rock-Musiker Alfons Fischer erwähnt werden, der seit 1969 in diversen Bands u.a. auch in einer Bochumer Werkstoff-Professoren-Band auftrat.

Seit 2019 ist Alfons Fischer Pensionär.

Prof. Dr.-Ing. Alfons Fischer hat sich in seinem gesamten wissenschaftlichen Leben der Tribologie mit Hingabe gewidmet.

In Anerkennung seiner Verdienste um die Tribologie erhielt er 2021 das Georg-Vogelpohl-Ehrenzeichen der Gesellschaft für Tribologie e.V.

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